St. Pölten wächst – und: soll weiter wachsen. Das ist zumindest der politische Wille der Stadtvorderen. Daher wird an allen Ecken und Enden Wohnraum geschaffen, zumeist von Bauträgern die bestimmten parteipolitischen Hemisphären zuordenbar sind und sich ihren Wirkbereich aufgeteilt haben. Billig sind diese sogenannten Genossenschaftswohnungen nicht, aber sie führen zum Effekt, dass bereits bestehende ältere Wohnflächen günstiger werden. Und damit leistbarer auch für jüngere Zuzügler und weniger gut situierte Menschen. Weniger freut das naturgemäß alteingesessene Vermieter, die den Bauboom mit gemischten Gefühlen beobachten. Wichtig wäre daher, den Zubau von Wohnraum mit politischem und städteplanerischem Weitblick zu planen, statt vorwiegend aufs Geschäft und Zuzug zu schauen. Es ist vor allem notwendig, auf die mitwachsende Infrastruktur und Rücksicht auf den Naturraum zu achten.
Widerspruch zu „Wohnbunkern„
Dies dürfte bei einem neuen Projekt etwas außer Acht geraten sein, denn es sorgt in der Bevölkerung derzeit für hitzige Diskussion: Im Nordosten der Stadt, zwischen Austraße und Traisenfluss, nahe der Viehofener Seen, auf den sogenannten WEE-Gründen (*), sollen nämlich acht 25 Meter (!) hohe Wohntürme mit insgesamt 720 (+/-) Wohneinheiten errichtet werden.
Überlastete Erholungsgebiete und Infrastruktur
Wie Alisa Gerstl unter „meinbezirk“ berichtet, gebe es bereits eingebrachte Stellungnahmen in Bezug auf das Projekt. Und der schwarze Junggemeinderat Florian Krumböck (seit Feb. 2018 auch Pressesprecher von VP-Landesrat Ludwig Schleritzko) packt die Gelegenheit beim Schopf und kritisiert, dass die rasche Neuansiedelung (er rechnet mit etwa 1000 Personen in den 720 Wohnungen) eine Überlastung des Naherholungsgebietes und der bestehenden Infrastruktur mit sich brächten.
Seitens der Blauen spricht sich FP-Stadtrat Klaus Otzelberger gegen die „Betonbunker“ aus. Die Stadt will nun die eingebrachten Stellungnahmen und Widersprüche objektiv prüfen. (wp, 10. Aug. 2020)
Zur Sache: Sankt Pölten zählt derzeit knapp über 55.000 Einwohner, davon etwa 5000 Zweitwohnsitzer. Mehr Einwohner bedeuten auch höhere Zuwendungen bei der Mittelverteilungen des Bundes. Die Anzahl der Arbeitsplätze hat mit 60.000 jedoch die Zahl der Einwohner längst überschritten. Der Anteil der Personen, die in die Stadt einpendeln liegt bei etwa 40 Prozent, jener der zu Arbeitsstätten außerhalb St. Pöltens auspendeln, bei knapp 30 Prozent. Der Rest der Arbeitnehmer arbeitet in der Stadt oder im näheren Umfeld (schwankungsbedingte Näherungswerte). Die hohe Anzahl der Einpendelnden will man in der Stadt sesshaft machen, was umweltpolitisch sinnvoll ist. Das funktioniert eben nur über die Schaffung neuer Wohnungen – womit wir wieder beim Anfang des Artikels wären …
Foto: Im Erholungsgebiet – hier aus der Vogelperspektive – nahe der Viehhofener Seenlandschaft sollen acht neue, 25 Meter hohe Wohnblöcke errichtet werden. Archivfoto: Pelz
Artikel von: Alisa Gerstl
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Artikel wird bei Bedarf ergänzt